N E W S L E T T E R

Jakob Schnetz
People Place Technology

Jakob Schnetz wirft mit seinem fotografischen Essay einen kritischen Blick auf den aktuellen Wandel der Lohnarbeit in deutschen Unternehmen des Dienstleistungs- und IT-Sektors. Rund 70 Prozent der Erwerbstätigen gehen in diesen Branchen einer Beschäftigung nach. Die Lohnarbeit ist der Lebensmittelpunkt vieler Menschen und bestimmt den Alltag – oft mehr als 40 Jahre eines Lebens. Doch mit der Digitalisierung bekommt der Wirtschaftsfaktor „Human Resources“ eine ganz neue Bedeutung: Unternehmen haben erkannt, dass sich in der Arbeitswelt 4.0 die Effizienz der Arbeit steigern lässt und zugleich Kosten gesenkt werden können, indem Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätze immer flexibler gestaltet werden. „People, Place, Technology“ ist der neue Schlüssel zum Erfolg und bedient die Wachstumsorientierung einer kapitalistischen Ökonomie.

  • Arbeit
  • Digitalisierung
  • Zukunft

»Die für mich zentrale Frage war, wie ich etwas nicht Sichtbares in etwas Sichtbares transformiere und auch, wie ich es kommentieren kann.«

Jakob Schnetz
Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

Der Fotograf Jakob Schnetz spricht über Bilder seiner Arbeit „People Place Technology“.

3 Fragen
1. Der Türöffner: Kannst du einen prägenden Moment in deiner Karriere als Bildjournalist beschreiben?

Der Zufall ist in jeder Fotografie anwesend, wenn auch oft nur nachträglich im sichtbar gemachten Detail. Als besonders prägend – sowohl bei Auftragsarbeiten als auch bei freien Projekten – habe ich immer Situationen erlebt, in denen vor Ort ein Spannungsverhältnis zwischen (vermeintlich) Gegebenem und der eigenen Vorstellung davon existierte, seien es Kontexte, die stark einschränkend und wenig kontrollierbar waren, oder aber die Überraschung festzustellen, dass die eigene Vorstellung und „Gegebenes“ wenig korrelierten. Diese Aushandlungsprozesse von eigener Wahrnehmung und Möglichkeiten des Zufalls interessieren mich besonders, denn sie stellen das fragile Konzept der eigenen Autor*innenschaft immer wieder infrage.

2. Der entscheidende Moment: Wann ist dir dein Thema das erste Mal begegnet und wieso hast du dich dazu entschieden, es fotografisch zu bearbeiten?

Themen, die ich fotografisch bearbeiten will, entstehen für mich meistens aus der theoretischen Auseinandersetzung zum einen mit „Fotografie“ und zum anderen, wie in dieser Serie, mit Ökonomie. Das Thema der Flexibilisierung und Entfremdung in kapitalistischen Gesellschaften treibt mich schon lange um – so gab es keine eindeutige Initialzündung, vielmehr war es ein Prozess der Suche nach Möglichkeiten einer (fotografischen) Kritik an ebenjenen Sachzwängen und Auswirkungen, die sich aber nicht außerhalb der Lebensrealität potenzieller Betrachter*innen befinden, sondern sie direkt betreffen und so kein spektakuläres und kontemplatives „Anderes“ bieten.

3. Die Zukunft: Wie kann der visuelle Journalismus der Zukunft aussehen?

Ich denke, dass über finanzielle Aspekte eines zukünftigen visuellen Journalismus derzeit nur spekuliert werden kann – jedoch bergen aktuelle Entwicklungen auch das Potenzial neuer Plattformen und damit vielleicht auch solidarischer und weniger konkurrenzgetriebener Konzepte, was äußerst erstrebenswert erscheint. Fest steht für mich jedoch, dass sich ein visueller Journalismus der Zukunft stärker mit sich – das heißt Politiken und Praktiken der Repräsentation – sowie den veränderten Bedeutungen und (Im-)Materialitäten durch digitale Bildstrategien auseinandersetzen muss – und dies auch zunehmend tut.

Beitrag zusammengestellt von Jonas Dengler & Kai Ivo Nolda

© für alle Fotos die Fotografinnen und Fotografen
© für alle Videos Lumix Festival Hannover, wenn nicht anders angegeben.

*1991 in Freiburg, Deutschland
Jakob Schnetz beendete sein Studium 2018 mit dem B. A. Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover und studiert aktuell im Master Photography Studies and Research an der Folkwang Universität der Künste in Essen. In fotografischen Langzeitprojekten entwickelt Schnetz kritische Perspektiven auf den Kapitalismus und kombiniert dabei journalistische, konzeptuelle und künstlerische Ansätze. 2016 gewann er den LensCulture Emerging Talent Award. Seine Arbeiten wurden unter anderem in GEO, Wired und DIE ZEIT publiziert.

www.jakobschnetz.de
@jakobschnetz

Weitere Fotoserien