New Perspectives
Coralie Vogelaar Recognized / Not Recognized, looking for the popular news image algorithm (2016)
Für ihr Projekt “Recognized / Not Recognized, looking for the popular news image algorithm” (Zwei Leuchttische jeweils 71 x 300 x 90 cm, Duratrans-Print, mehrere Plexiglasschichten, Sticker.) untersucht Coralie Vogelaar die Mechanismen der Pressefotografie. Jeden Tag werden Zeitungsredakteure mit Tausenden Bildern eines einzigen Ereignisses überflutet, wobei einzelne Bilder zu Ikonen werden, während andere in Vergessenheit geraten. Vogelaar hat ein Archiv aus 850.000 Nachrichtenbildern (darunter auch Amateur-Footage) aus den Datenbanken internationaler Nachrichtenagenturen wie AFP und Reuters von den 10 meistbehandelten Ereignissen der letzten fünf Jahre aufgebaut. Mithilfe von Bilderkennungssoftware hat sie recherchiert, welche Bilder am häufigsten und welche am wenigsten im Google-indizierten Web verwendet wurden und versucht, zugrundeliegende Muster zu entdecken.
Recognized / Not Recognized kann als Versuch interpretiert werden, den Algorithmus für eine zukünftige Kamera zu finden – eine, die nur die perfekte Aufnahme einfängt, ähnlich denen, die eine Software zum Erkennen eines Lächelns enthalten. Verblüffenderweise zeigen die erfolgreichen Bilder häufig Menschen in Posen, die wir unbewusst aus der westlichen Kunst wiedererkennen, wie die Pietà von Michelangelo oder Das Floß der Medusa von Géricault. Es scheint, dass wir dazu neigen, aus diesem großen Bildermeer die Bilder zu favorisieren, die unseren visuellen Bezugsrahmen bestätigen. Der Google-Algorithmus basiert bereits auf der Validierung bestimmter Voreinstellungen und Stereotype. Im Moment können – mit etwas Aufwand – erfolglose Fotos hinter einer Login-Wand gefunden werden. In Zukunft werden diese Bilder jedoch nicht einmal von der Kamera registriert werden und falls die Kamera sie liefern sollte, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sie abgerufen werden können. Nicht erfolgreiche Nachrichtenbilder werden dann als schmutzige Daten betrachtet und einfach aus dem System gelöscht.
Coralie Vogelaar ist eine in Amsterdam lebende visuelle Künstlerin. Während ihrer ständigen Recherchen untersucht sie Bereiche, in denen Mensch und Technologie aufeinandertreffen, die Interaktion zwischen beiden und die Art und Weise, wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Ihre Arbeit besteht aus systematisch durchgeführten Studien darüber, wie Computer Menschen und ihre Aktionen betrachten. Sie arbeitet mit Deep Learning, Eye & Emotion Tracking und Bilderkennungssoftware. Ihr Hintergrund und ihr Interesse sind interdisziplinär. Sie arbeitet mit (Daten) Wissenschaftlern, kreativen Codern, Schauspieler*innen, Tänzer*innen und Choreograf*innen.
Instagram: @coralievogelaar
Webseite: http://coralievogelaar.com