N E W S L E T T E R

Victor Moriyama
Amazon Deforestation

Brasiliens Agrarsektor erwirtschaftet ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts. 2014 geriet das Land in eine tiefe Rezession. Holzfäller und Viehzüchter zogen daraufhin ins Amazonasgebiet, jahrhundertelang eine verlässliche Quelle für Kautschuk, Mineralien und fruchtbaren Boden. Die Folgen: 2019 ging in Brasilien so viel Regenwald verloren wie seit zehn Jahren nicht mehr. Der neue Präsident Jair Bolsonaro fördert trotzdem weiter die industrielle Nutzung und hat deshalb die Umweltgesetze gelockert. Den Brandrodungen in der Trockenzeit, die verheerende Waldbrände auslösten, folgte ein diplomatisches Fiasko. Politiker*innen, Prominente und die Bevölkerung protestierten, Frankreich drohte mit einem Embargo, Norwegen und Deutschland stoppten ihre finanzielle Hilfe zum Schutz des Regenwalds. Bolsonaro ging nach langem Zögern militärisch gegen Brandrodungen vor und verbot sie per Dekret für 60 Tage. Der Fotograf Victor Moriyama hat dieses traurige Kapitel in der Geschichte des Amazonas-Regenwalds dokumentiert.

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  • Umwelt
3 Fragen
1. Der Türöffner: Kannst du einen entscheidenden Moment in deiner Karriere als Bildjournalist beschreiben?

Ich befinde mich in der besten Zeit meiner Laufbahn, weil ich regelmäßig für die „New York Times“ arbeite. Dort finde ich die besten Arbeitsbedingungen vor, die ich jemals hatte. Ich kann Themen bearbeiten, für die ich mich schon seit Beginn meiner Arbeit als Fotojournalist interessiere. Nachdem ich mich jedoch jahrelang nach den Bedürfnissen von Zeitungen und Zeitschriften gerichtet habe, arbeite ich momentan intensiv daran, mich selbst und meine Position als Autor meiner Arbeit zu entdecken. Ich plane ein Buchprojekt über die Veränderungen im Amazonasgebiet der letzten Jahre.

2. Der entscheidende Moment: Wann ist dir dein Thema das erste Mal begegnet und wieso hast du dich dazu entschieden, es fotografisch zu bearbeiten?

Seit vielen Jahren arbeite ich im Amazonasgebiet und dokumentiere die Auswirkungen der Abholzung auf traditionelle Völker und den Wald. Am 19. August 2019 wurde der Himmel über São Paolo, der Stadt, in der ich lebe, mitten am Tag schwarz durch die Feuer am Amazonas. An diesem Tag rief ich den Leiter der Kommunikation von Greenpeace Brasilien an, und früh am nächsten Tag flogen wir zusammen über den Amazonas. Ich werde niemals vergessen, wie dieses Feuers auf mich gewirkt hat. Der Wald weinte Blut.

3. Die Zukunft: Wie kann der visuelle Journalismus der Zukunft aussehen?

Ich glaube, dass Fotojournalist*innen immer wichtiger werden, weil sie diejenigen an vorderster Front und deshalb unverzichtbar sind, damit die globale Gesellschaft durch die Bilder versteht, welche Veränderungen vor sich gehen. Insofern müssen wir immer mehr über Multimedia-Produktionen nachdenken, um die Themen, an denen wir arbeiten, bestmöglich zu vermitteln. Unabhängig sensible Themen zu untersuchen und so eigene Träume zu realisieren, scheint mir für Fotograf*innen das Gebot der Stunde zu sein.

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Der Fotograf Victor Moriyama beantwortet Fragen bezüglich seiner Erfahrungen während der Arbeit an seinem Projekt Amazon Deforestation und den sozialen und politischen Kontexten, die es begleiten.

Beitrag zusammengestellt von Daniel Rodríguez

© für alle Fotos die Fotografinnen und Fotografen
© für alle Videos Lumix Festival Hannover, wenn nicht anders angegeben.

*1984 in Brasilien
Victor Moriyama fotografiert für internationale Medien und NGOs zu Themen wie öffentlicher Sicherheit, staatlicher Gewalt, indigenen Gesellschaften oder Umweltkonflikten. Aktuell dokumentiert er die Abholzung des Amazonas-Regenwalds und die damit verbundenen Konflikte. 2019 rief er das Dokumentationsprojekt @historiasamazonicas ins Leben. Moriyama publiziert regelmäßig in Libération, Le Monde, The New York Times, National Geographic und El País.

www.victormoriyama.com.br
@victormoriyama

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