N E W S L E T T E R

Arafat Bin Siraji
Living To Tell The Tale

Arafat Siraji fing sehr früh mit dem Fotografieren an. Er war auf der Suche nach seinen Familienalben, nach den Puzzleteilen, die ihm etwas über seine familiäre und kulturelle Geschichte erzählen könnten. Das Bild zerfiel, als er erfuhr, dass seine Schwester aus kindlichem Leichtsinn alle Familienalben abgefackelt hatte. Alle Erinnerungen an die Kindheit waren wie ausradiert. Während der Studienjahre in Dhaka, weit weg von seiner Heimatstadt, fühlte Arafat Siraji sich von seiner Familie isoliert. Er begann, sich mit seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Was er entdeckte, die Mittelmäßigkeit, die Verzweiflung, der Schmerz und die Verletzlichkeit, weckte in ihm den Wunsch, dies in Bildern aus seiner persönlichen Sicht festzuhalten. Entstanden ist nicht seine Familiengeschichte, sondern eine Geschichte von Menschen, Heimat und Ereignissen, die Siraji erlebt hat. Es ist eine Geschichte von exzentrischen Familienmitgliedern und von einem Ort, an dem alle sich wieder vereinen. Und vor allem ist es eine Geschichte von der großen Sehnsucht, Fotograf zu werden.

  • Bangladesch
  • Einsamkeit
  • Erinnerung
  • Familie
  • Simulation
3 Fragen
1. Der Türöffner: Kannst du einen prägenden Moment in deiner Karriere als Bildjournalist beschreiben?

Für mich ist immer noch nicht klar, ob ich ein Bildjournalist bin oder nicht. Ich glaube, ich suche immer noch nach dem Moment, in dem ich mich finden und sagen kann, wer ich bin.

2. Der entscheidende Moment: Wann ist dir dein Thema das erste Mal begegnet und wieso hast du dich dazu entschieden, es fotografisch zu bearbeiten?

Dieses Thema begegnete mir zuerst, als ich noch studierte und einen Porträtauftrag bekam. Es war zunächst ein Projekt für die Schule, das ich in den letzten fünf Jahren fortgesetzt habe. Ich entschied mich, es zu erweitern, meine Identität und Kultur zu finden. Zu Beginn meines Fotostudiums waren meine Eltern dagegen, dass ich Fotograf werden wollte. Es war für sie einfach kein Beruf, und die meisten Menschen auf den Fotos waren ihnen egal. Ich erinnere mich nicht daran, was mich dazu veranlasste, Fotograf zu werden. Aber während des Studiums hatte ich das Gefühl, es sei einfach zu studieren, aber so schwierig, ein Fotograf zu werden. In diesem Prozess wollte ich gerne meine eigene Familie mithilfe der Fotografie entdecken. Daher begann ich, ihren Alltag mit meiner Kamera einzufangen. Im Lauf der Zeit wurde das für mich noch wichtiger, da ich erfuhr, dass meine jüngere Schwester, als wir noch Kinder waren, unsere Fotoalben verbrannt hatte, weil sie verärgert gewesen war. Ich wollte nicht dieselben Erinnerungen aus den Alben wiedergeben, ich wollte die Familie als Fotograf erleben. Bis dahin war etwas sehr Seltsames geschehen.

3. Die Zukunft: Wie kann der visuelle Journalismus der Zukunft aussehen?

Es gibt unzählige Richtungen. Ich denke, Bildjournalismus bietet die grenzenlose Möglichkeit zu entdecken. Die Zukunft wird dynamischer sein und viele verschiedene Perspektiven von Individuen und Gemeinschaften anerkennen.

»In diesem gescheiterten Sozialsystem ist die Familie der einzige verlässliche und interessante Ort, den wir für uns selbst hatten.«

Arafat Bin Siraji

Beitrag zusammengestellt von Magdalena Vidovic

© für alle Fotos die Fotografinnen und Fotografen
© für alle Videos Lumix Festival Hannover, wenn nicht anders angegeben.

*1989 in Chittagong, Bangladesh
Arafat Bin Siraji brach ein BWL-Studium ab, um sich von 2014 bis 2017 am Pathshala South Asian Media Institute der Fotografie zu widmen. Ihn beschäftigen in seiner Arbeit vor allem Fragen der persönlichen und kollektiven Erinnerung sowie die Zerstörung von Umwelt, Traditionen und Räumen. Er lebt und arbeitet in Dhaka.

www.arafatbinsiraji.com
@arafatbinsiraji

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