N E W S L E T T E R

Rafael Heygster
"I Died 22 Times"

Rafael Heygster zeigt und hinterfragt in seiner fotografischen Arbeit den Umgang der Gesellschaft mit dem Krieg jenseits realer Schlachtfelder. Er besuchte dafür die „International Defence Exhibition and Conference“ (IDEX) in Abu Dhabi, eine Waffenmesse, auf der potenziellen Kund*innen die technischen Neuheiten der Rüstungsindustrie mit Theaterstücken, Buffets und Pyrotechnik präsentiert werden. Daneben fotografierte er auf Airsoft-Spielgeländen Menschen, die in ihrer Freizeit zwischen Panzern und Leichensäcken Krieg spielen. In Deutschland herrscht seit über 70 Jahren offiziell Frieden und doch zeigt sich der Krieg nicht nur als militärischer Konflikt auf Schlachtfeldern, sondern taucht in abstrakter Form immer wieder in der Gesellschaft auf. Alle gezeigten Szenarien haben eine Gemeinsamkeit: Niemand stirbt. Krieg wird als etwas Unterhaltsames und gleichzeitig Harmloses inszeniert – und dadurch als konsumierbares Ereignis erlebt.

  • Gewalt
  • Krieg
  • Künstlichkeit
  • Simulation
  • Spiel
3 Fragen
1. Der Türöffner: Kannst du einen prägenden Moment in deiner Karriere als Bildjournalist beschreiben?

Die Entscheidung, Fotojournalist zu werden, war der beste Schritt meines Lebens. Seitdem haben sich so viele tolle Dinge ergeben. Fotografie ist für mich der Schlüssel zur Welt. Klar muss man hart arbeiten, aber visuellen Journalismus zu betreiben, macht mich glücklich.

2. Der entscheidende Moment: Wann ist dir dein Thema das erste Mal begegnet und wieso hast du dich dazu entschieden, es fotografisch zu bearbeiten?

Seit einer Studienfahrt vor vielen Jahren ins ehemalige Konzentrationslager und heutige Museum Auschwitz bin ich mit einem Teilnehmer dieser Fahrt, dessen Urgroßmutter dort umgebracht wurde, befreundet. Jahre später habe ich gesehen, dass er regelmäßig Fotos von sich in Militäruniformen mit Waffen veröffentlicht. Sein Hobby ist Airsoft. Das habe ich dann begonnen zu fotografieren und bin an dem Thema drangeblieben.

3. Die Zukunft: Wie kann der visuelle Journalismus der Zukunft aussehen?

Ich denke, es ist für visuelle Journalist*innen wichtig, nicht bloß bereits Existierendes zu reproduzieren, sondern eine eigene Haltung zur Welt zu haben und ehrlich sowie neugierig zu sein. Und gegenüber Fremdem – ob es nun Menschen oder neue visuelle Erzählweisen sind – offen zu sein. Dann ist visueller Journalismus zeitlos.

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Der Fotograf Rafael Heygster beantwortet 5 Fragen zu seiner Arbeit I died 22 times.

Beitrag zusammengestellt von Jan Nasemann

© für alle Fotos die Fotografinnen und Fotografen
© für alle Videos Lumix Festival Hannover, wenn nicht anders angegeben. 

*1990 in Bremen, Deutschland
Nach seinem Studium der Kulturanthropologie und der Politikwissenschaft studierte Heygster Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover und der Danish School of Media and Journalism in Aarhus. Im Zentrum seiner Arbeit als freier Fotograf stehen die Beziehungen zwischen Individuen und ihrer sozialen, kulturellen und ökologischen Umgebung, beispielsweise der gesellschaftliche Umgang mit Krieg jenseits realer Schlachtfelder oder die Langzeitpsychiatrie.

www.rafael-heygster.com
@rafahey

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