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Di, 23.06. Im Krisenmodus
Seit jeher ist es eine zentrale Aufgabe des Bildjournalismus, den Rezipierenden visuelle Zugänge zur Welt zu ermöglichen, die ihnen ansonsten verwehrt bleiben. Insbesondere wenn die Betrachter*innen selbst nicht Zeug*innen des Geschehens sein können, vermitteln Fotograf*innen Eindrücke und Einblicke von dem, wie sie die Welt erfahren. Sie prägen so unser kollektives Bewusstsein für das Weltgeschehen außerhalb unseres eigenen Sichtfeldes. Trotz der weitgehend vollzogenen Demokratisierung des Mediums gilt dies nach wie vor in besonderem Maße für die Berichterstattung aus Krisen-, Konflikt- und Katastrophenregionen.
Infolge der Corona-Krise waren zwischenzeitlich etwa 2,7 Milliarden Menschen rund um den Erdball von Beschränkungen ihres täglichen Lebens betroffen. Vielen Menschen verlangen gerade in dieser Zeit der globalen Verunsicherung nach Informationen, denn der unzugängliche Teil der Welt beginnt vielerorts oft unmittelbar vor der eigenen Türschwelle. Insbesondere in den ersten Wochen nach Ausruf der SARS-CoV-2-Pandemie durch die WHO und die darauf folgenden Reaktionen der Staatengemeinschaft schien es nicht zuletzt deshalb so schwer wie selten zuvor, sich ein Bild vom Zustand der Welt zu machen, weil das Arbeiten professioneller Bildjournalist*innen zum Teil massiv eingeschränkt war.
In einer Zeit, in der der gesamte Planet zur Krisenregion wird und es nur ein einziges, alles dominierendes Thema zu geben scheint, richtet das LUMIX Festival seinen Blick am heutigen Thementag auf all jene Fotograf*innen, die im Krisenmodus agieren. Fotograf*innen, die uns in ihren Bildern Geschichten vom Alltäglichen erzählen, das auf einmal nicht mehr bloß banal ist (und visuell weitaus mehr bietet als abgesperrte Klettergerüste und leere Klopapier-Regale). Und Fotograf*innen, die Wege finden, um fotografische Nähe zu schaffen, während für viele selbst die eigene Familie durch Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen in weite Ferne gerückt ist.